Scientific Impact

Deutsch

Reinhold von Sengbusch had an important impact on the breeding of crop plants. He was one of the last great plant breeders who achieved with conventional methods many results that were only later reached again by means of gene technology. With the classic tools of plant breeding, he

  • increased resistance of some plants against viral infections (tobacco mosaic virus),
  • bred species with high amounts of valuable components (hemp with a fiber content of more than 20 %), and
  • bred species with very little amounts of unwanted concomitant substances (sweet lupins with little toxic alkaloids, tobacco with little nicotine).

In all cases the basis for his success was the development of methods which enabled him to test very high numbers of individuals with very simple methods according to few parameters. In the process he developed a creativity to break new ground, he combined luck with the right eye for opportunities and had excellent colleagues who supported him in his work.

Sengbusch lived his visions and had a pronounced appreciation of practical work. Already in the thirties he devoted part of his work to developments for the production of frozen food, even though frozen food only became popular in Germany in the sixties. At the beginning of the fifties the deep freezer at his home consisted of a wooden box stuffed with an old eiderdown. The box was filled once a week with dry ice and supplies from the Union Cold Store in Hamburg-Altona.

Many breeding results from Reinhold von Sengbusch have yet to be excelled by modern gene technological methods. What changed since the days of Sengbusch are the breeding goals and the speed with which current methods can achieve certain mutants and cultivation goals. Logically, Sengbusch never engaged in the breeding of fruit species because their long reproduction cycles prevented quick breeding results with the methods then used and impatience was one of the driving forces behind Sengbusch’s creativity.

The versatility of the research of Reinhold von Sengbusch exceeded his agricultural interests by far. Keeping and breeding of fish, in vivo dissolving of kidney stones, cultivation and breeding of white mushrooms, but also technical innovations were remarkable side tracks in which Reinhold von Sengbusch — of course also together with his competent colleagues — made important contributions to scientific progress.

Reinhold von Sengbusch saw his scientific and breeding work, especially in the area of global food sustenance, always in the tradition of Leibniz — theoria cum praxi — in the direct link to the application in practice. With the leadership of the Max Planck Society he had several serious disputes about their hesitation to commercialize their scientific results. Sengbusch always saw science and economy in close synergy and in cases in which he owned the results he put this principle into practice. In the fifties he founded a successful enterprise to economically exploit the strawberry species he bred in his private research center and his strawberry “Senga Sengana” reached a market share of almost 80 % in the sixties in Europe.

The list of topics addressed by Sengbusch is long and highly diverse, especially with respect to the specific problems to be solved.

Among other things he addressed the following topics:

  • Tabacco species with low nicotine content and high tolerance against short photoperiods
  • Monoecious spinache
  • Tetrapolyploid and perennial rye
  • Reduction of anthocyanin in white and green asparagus
  • Early ripening bush tomatoes
  • Mushroom breeding, brood production and sterile culture maintenance
  • Raspberry sorts with high yield and improved fruit quality
  • In vivo dissolving of kidney stones
  • Aquaculture procedures with organic water treatment for fish farming, reduction of fishbones growing between muscles in carps and domestication of warm-water fish

Reinhold von Sengbusch registered about 30 trademarks and some of them are still valid. His strawberry sorts are still commercially relevant in Europe and various sweet lupin sorts in South America and North Africa.

Reinhold von Sengbusch published — alone and in collaboration with colleagues — over 300 publications in scientific journals, his institute over 600. As most of the publications were published before 1965 many do not appear online and are rarely known. The Max Planck Digital Library (MPDL) therefore decided to digitize the collection of Sengbusch’s works and present them here on this website. However, for a lot of the fulltexts the publishers have not yet given the MPDL the right for online publication, but we expect to be able to publish all fulltexts within the next year.


English

Reinhold von Sengbusch hat die Kulturpflanzenzüchtung maßgeblich durch seine Arbeiten geprägt. Er war einer der letzten großen Pflanzenzüchter, der mit konventionellen Methoden viele Ergebnisse der gentechnologischen Pflanzenzüchtung vorweggenommen hat. Mit den klassischen Methoden der Pflanzenzüchtung hat er

  • Erfolge in der Resistenz von Pflanzen gegen Krankheiten erreicht (Resistenz gegen Tabakmosaikvirus)
  • Sorten mit hoher Anreicherung von Wertstoffen (Fasergehalt in Hanf von mehr als 20%) und
  • Sorten mit hoher Abreicherung von unerwünschten Begleitstoffen (bitterstoffarme Süßlupine, nikotinarmer Tabak) gezüchtet.

In allen Fällen war die Basis seiner Erfolge die Entwicklung von Methoden, die es ihm ermöglichten, bei seiner züchterischen Arbeit jeweils sehr hohe Zahlen an Individuen mit sehr einfachen Tests anhand weniger Parameter zu untersuchen. Dabei entwickelte er eine Kreativität, auch unkonventionelle Wege zu beschreiten, und hatte vielfach eine glückliche Hand und exzellente Mitarbeiter, die ihn bei seinen Arbeiten unterstützten. Er lebte in Zukunftsvisionen und hatte einen ausgeprägten Sinn für die Praxis. Schon in den 30-er Jahren richtete er einen Teil seiner züchterischen Arbeiten auf Entwicklungen für die Gefrierindustrie aus, die in Deutschland allerdings erst in den 60-er Jahren flächendeckend realisiert wurde. Zu Beginn der 50-er Jahre bestand die Kühltruhe bei von Sengbusch zuhause aus einer mit alten Federbetten ausgestopften größeren Holzkiste, die regelmäßig (einmal pro Woche) mit Trockeneis und Vorräten aus dem Unionskühlhaus in Hamburg-Altona befüllt wurde.
Viele Züchtungsergebnisse von Reinhold von Sengbusch sind auch mit den modernen gentechnologischen Methoden bis heute noch nicht übertroffen worden. Was sich verändert hat, sind die Zuchtziele und die Geschwindigkeit, mit der mit den heutigen Methoden bestimmte Mutanten und Zuchtziele erreicht werden können. Konsequenter Weise hat von Sengbusch sich nie mit der Züchtung von Obstsorten beschäftigt, da die langen Vermehrungszyklen schnelle Zuchterfolge mit den damaligen Methoden ausschlossen, denn auch Ungeduld war bei von Sengbusch eine der Triebfedern seiner Kreativität.

Die Vielseitigkeit der wissenschaftlichen Arbeit von Reinhold von Sengbusch ging über seine landwirtschaftlich züchterischen Interessen weit hinaus. Fischhaltung und -züchtung, in vivo Auflösung von Nierensteinen, Pilzanbau und -züchtung, aber auch technische Innovationen waren bemerkenswerteste Randgebiete, in denen Reinhold von Sengbusch, natürlich auch in Zusammenarbeit mit fachkompetenten Kollegen, wesentliche Beiträge zum wissenschaftlichen Fortschritt geliefert hat.

Reinhold von Sengbusch hat seine wissenschaftlichen und züchterischen Arbeiten, insbesondere die auf dem Gebiet der Welternährungsthematik, immer in der Tradition von Leibniz – theoria cum praxi – also in der direkten Verbindung zur Nutzung in der Praxis gesehen. Mit der Leitung der Max-Planck-Gesellschaft hatte er mehrfach ernsthafte Dispute darüber, daß diese bei der Umsetzung der erarbeiteten wissenschaftlichen Ergebnisse in die wirtschaftliche Nutzung zu zögerlich war. Er selbst hat Wissenschaft und Wirtschaft immer in enger Synergie gesehen und in den Bereichen, wo er selbst Inhaber der Ergebnisse war, dieses auch in die Tat umgesetzt. In den 50-er Jahren hat er selbst ein erfolgreiches Unternehmen zur Verwertung der in seiner privaten Forschungsstelle gezüchteten Erdbeersorten gegründet und seine Erdbeersorte „Senga Sengana“ erreichte in den 60-er Jahren in Europa einen Marktanteil von fast 80%.

Die Liste der von von Sengbusch bearbeiteten Objekte ist lang und vielfältig, inbesondere auch hinsichtlich der Problemstellungen. Im weiteren hat er bearbeitet:

  • Nikotinarme Tabak-Sorten und Kurztagformen
  • Monözischer (einhäusiger) Spinat
  • Tetrapolyploider und perennierender Roggen
  • Reduktion von Anthozyan im Spargel – weißköpfiger und grüner Spargel
  • Frühreifende Busch-Tomaten
  • Champignon-Züchtung, Brutherstellung und sterile Anbauverfahren
  • Ertragreiche Himbeer-Sorten und Verbesserung der Qualität der Frucht
  • In vivo Auflösung von Nierensteinen
  • Aquakulturverfahren mit biologischer Wasseraufbereitung für Nutzfische, Reduktion der Zwischenmuskelgräten beim Karpfen und Domestikation von Warmwasserfischen

Reinhold von Sengbusch hat allein und in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern über 300 Publikationen in Fachzeitschriften veröffentlicht, sein Institut über 600. Da die meisten Publikationen vor 1965 erschienen sind, stehen sie bisher noch nicht in digitaler Form in Literatur-Datenbanken zur Verfügung und sind als Sonderdrucke kaum verfügbar oder bekannt. Dies war für die Max Planck Digital Library einer der Gründe dafür, diese Webseite aufzusetzen und diese Sammlung von Publikationen zu digitalisieren. Jedoch muss die MPDL für viele der Volltexte noch das Recht zur Online-Publikation einholen. Wir gehen jedoch davon aus, dass bis Ende des Jahres alle Volltexte zur Recherche zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus wurden etwa 30 Sorten und viele Warenzeichen beim Sorten- und Patentamt angemeldet, einige Warenzeichen sind noch heute gültig.
Eine wirtschaftliche Bedeutung haben in Europa bis heute die Erdbeersorten behalten und in den südamerikanischen und nordafrikanischen Staaten verschiedene Sorten der Süßlupine.

Prof. Dr. Heinz Saedler
Director at the MPI for Plant Breeding Research

Prof. h. c. Dr. Günter von Sengbusch
Christian Albrecht University Kiel, RWTH Aachen